Der Ausflug
Eine Therapie in Anspruch zu nehmen ist sicherlich für viele Menschen ein schwieriger Schritt, nicht nur hinsichtlich der einzuhaltenden wöchentlichen Sitzungen, sondern auch persönlich hinter solch einer Entscheidung zu stehen. Da Bezugspersonen oft selbst mit eigenen Problemen zu kämpfen haben; nicht dauerhaft zuhören, objektiv Weg zeigen und nicht immer vertraulich und sensibel mit Anvertrautem umgehen können, bietet sich eine professionelle therapeutische Behandlung als der gesündeste Weg an, eine seelisch- emotionale Belastung zu mildern. Jemand, der sich für eine Behandlung entscheidet, ist nicht kränker oder schwächer als die, die sich hierzu nicht entscheiden; sondern präsentiert in Hinblick auf seine Bereitschaft zur Auseinandersetzung, den bewussteren und kritikfähigeren Menschen, der Offenheit für neue Erkenntnisse zeigt.
Die Landschaft
Kein Mensch kann das Erleben einer Depression, Angst bzw. einer psychischen Belastung allgemein verhindern. Es liegt der Natur der menschlichen Psyche inne, für Erkrankungen anfällig zu sein. Soziale Beziehungen bringen seelische Überforderungen mit sich. Wenn jeder Mensch mindestens zwei depressive Episoden in seinem Leben erleiden kann, worin unterscheiden sich dann Personen hinsichtlich ihres Leidens? Das Wissen über das Spektrum einer Erkrankung mit ihren wohlmöglichen auslösenden- und aufrechterhaltenden Bedingungen dient sicherlich als keinerlei Schutz davor, es zu verhindern. Jedoch verleiht es gewisse- gravierende Kompetenzen darin, die Tiefphasen im Leben in einer ganz anderen –ertragbareren- Qualität zu überwinden.
Da Enttäuschungen, Verluste ein Teil unseres Lebens sind, müssen diese endsprechend unumgänglich erlebt werden. Das Wissen über eigene Schwächen, Reaktionen, Informationen über die Art ihrer Belastung mit der Verarbeitung vorgefallener Ereignisse helfen Ressourcen gezielt einzusetzen, sowohl in der Verarbeitung als auch präventiv- als Vorbeugungsmaßnahmen. Wenn solche Enttäuschungen nämlich immer wieder in derselben Leidensqualität erlebt werden, dann scheint es höchstwahrscheinlich an einer bewussten Verarbeitung und Auseinandersetzung zu mangeln; dies sowohl im Hinblick auf die „anderen“ als auch mit „sich selbst“.
Wir werden daher eine weitere Depression im Leben nicht ausschließen, schon gar nicht die Garantie dafür geben können, dass es nicht wieder erlebt werden wird. Doch besteht die Möglichkeit mit ganz menschlich- natürlichen Vorfällen des Lebens – die einfach passieren, egal wieviel man darüber weiß und egal wie oft sie vorgekommen sein mögen- selbstsicherer und ruhiger umgehen zu lernen.
Der Weg
Eines der wichtigsten Ziele einer therapeutischen Behandlung besteht daher in der Vermittlung dieses Wissens an Nichtwissende, wodurch sie sich mehr Einblick in ihre eigene Welt verschaffen können. Im Rahmen der verhaltenstherapeutischen Psychotherapie wird diese Vermittlung anhand der Erfassung individueller Gedankengänge, Klärung von Gefühlszuständen und Ausarbeitung eingefahrener Verhaltensmuster angeboten; die mit biographischen Faktoren und theoretischen Erklärungsmodellen in Verbindung gesetzt werden. Auf diesem Weg der Stabilisierung, können wir uns allerdings leider nur wenigen Mitteln bedienen, unter denen wir auf die Motivation und dem Vertrauen der Hilfe suchenden Personen angewiesen sind. Ohne diese Voraussetzungen hat ein Wegweiser niemanden, dem er den Weg zeigen kann. Und dieser Weg ist es, der uns zu Beginn wie ein verwirrend- unübersichtliches Labyrinth erscheint, doch mit der Zeit sich zu einem angenehm- vertrauensvollem Pfad entwickelt, auf der wir unsere eigenen Lösungen finden.